Im Januar 2006 luden Andreas Holling und Susanne Sieben zu einem Seminar über die neue Sankaran-Methode, auch bekannt als Empfindungsmethode, ein. Diese Methode wurde anhand kommentierter Video-Fälle Sankaran’s erklärt.
Aus den hinteren Reihen meldete sich ein Kollege, der gerne einen eigenen Fall beitragen wollte.
Willi Neuhold präsentierte seinen „Ebbe-Flut-Fall“.
Danach waren Greta und ich total begeistert:
Erstens von dem Fall und dessen Lösung, sprich der Heilung der Patientin.
Zweitens von Willi Neuhold, der zu einer so tiefgreifenden und einfühlsamen Anamnese fähig war.
Drittens von seinem Können und Wissen, die Anamnese in der Tiefe mit einem Arzneimittel zu verbinden, das den gesamten Menschen in all seinen Facetten erfasste.
Viertens war es eine echte Similimum-Verschreibung.
Sofort hatten wir den Gedanken: Von dem muss man lernen, das ist der Richtige, den müssen wir nach Augsburg holen und sein Wissen einer Vielzahl von Homöopathen anbieten.
Erstaunlich, er war sofort bereit, sein Wissen mit vielen Menschen zu teilen.
Wir organisierten die Seminare mit ihm zunächst in Augsburg, einmal im Juli jedes Jahr zur Hochsommerzeit.
Es war der Beginn einer wunderbaren Seminarbeziehung und Freundschaft.
Einmal im Jahr luden er und seine Frau Christine zu seinem ganz besonderen Seminar zur Pfingstzeit auf die Burg in Graz ein. Hier war er ganz in seinem Element als Homöopath, Entertainer und Gastgeber. Christine organisierte alles perfekt und lieferte die minutiös ausgearbeiteten Fälle, Wort für Wort getippt. Diese Fälle waren das Herzstück seiner Lehre. Christine war es auch, die die Feste auf der Burg und in der wunderschönen steirischen Umgebung organisierte.
Es folgten Seminare in Köln und Berlin. Immer wieder begeisterte er mit seiner Klarheit, wie die Empfindungsmethode zu verstehen und anzuwenden sei, und wie Miasma und Empfindung voneinander zu differenzieren seien.
Unvergessen bleiben seine akribisch und raffiniert ausgearbeiteten Powerpoints zu den Fällen und Arzneimittelfamilien, eine ganz neue Form der Arzneimittellehre.
Er war eine Größe in der Homöopathie und blieb dennoch im Menschlichen bescheiden, stets freundlich und hilfsbereit, jederzeit bereit für Spaß, Freude und Gemeinschaft.
Ein besonderes Vergnügen war es ihm, im Juli in der Mittagspause sich im „Augsburger Eiskanal“ treiben zu lassen – einmal, zweimal, dreimal nacheinander, bis Greta ihn schließlich herauspfeifen musste. Abends hatte er dann Bauchschmerzen durch die zu lange Abkühlung und schob es auf schlechte Mayo im Sandwich.
Viele Anekdoten könnten wir hier anreihen.
Eine schier unendliche Energie schien ihm in die Wiege gelegt. Acht Stunden Seminar als Alleinunterhalter, danach noch Anamnesen bis in die Nacht mit Kollegen und Kolleginnen, die Hilfe suchten.
Leider ereilte ihn eine chronische Krankheit, die ihn massiv einschränkte, sodass er zwar noch arbeiten konnte, aber seine Bestimmung als Lehrer nicht mehr leben konnte.
Willi ist am 9. Juli 2024 im Kreise seiner Familie verstorben.
Wir vermissen ihn sehr; es ist sehr, sehr traurig.
Greta und Jürgen Faust
Als besondere Erinnerung an Willi stellen wir den „Ebbe-Flut-Fall“ hier zum Download bereit.
Unter www.ahevents.de kann man sich registrieren.
Dres. Greta und Jürgen Faust, Friedberger Str 155, 86161 Augsburg, Tel.: 0821 555061, @:dr.j.faust@faust-praxis.de